Kosten senkenKosten senken steigert den Ertrag. Dieses Prinzip ist allgegenwärtig. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die Abrechnung zum Jahresende, der sogenannten Ex-Post-Kostenberechnung des Instituts. Diese weist alle Positionen aus, die zu Lasten des Vermögens gehen, also z. B. die Transaktionskosten aber auch die Kosten der eingesetzten Finanzwerkzeuge. So weit so gut, aber was ist mit den Kosten, die aufgrund kreativer Gestaltung nicht ausgewiesen werden müssen?

Kreative Gestaltung bei der Anlage ist ein echtes Problem. Viele Institute stehen zwischen zwei Stühlen. Einerseits soll der Anleger bestmögliche Resultate erzielen, damit er bei der Stange bleibt, andererseits soll der Vertrieb nicht leer ausgehen, der für Zuflüsse von Vermögen an das Institut sorgt. Bestandsprovisionen sind da ein adäquates Mittel, den Vertrieb milde zu stimmen.

Doch da liegt der Hase im Pfeffer, denn die Bestandsprovisionen liegen im Schnitt bei 0,9 Prozent des angelegten Volumens. Das bedeutet, dass jedes Jahr fast ein Prozentpunkt durch die Bestandprovisionen für den Anleger verloren geht. Bestandsprovisionen in einer Vermögensverwaltung müssen dem Kunden mittlerweile erstattet werden. Und hier kommt die zuvor erwähnte Kreativität der Institute ins Spiel. Die möchten diese Vergütungen an den Vertrieb oder nennen wir diese liebe voll „Kopfgeldprämien“ nur ungern aus der eigenen Tasche bezahlen. Kosten senken kommt auf Institutsebene eher nicht infrage.

Zahlreiche Institute wählen also einen Umweg und schichten ihre Vermögen um in strukturierte Produkte wie beispielweise Dachfonds. Die Bestandsprovisionen verbleiben hier bei der Bank und brauchen in den jährlichen Ex-Post-Kostenberechnungen nicht ausgewiesen werden. Die Bank gewinnt immer! Grundsätzlich kochen alle nur mit Wasser. Wenn also beispielsweise Online-Broker in der Werbung ausgabeaufschlagfreie Fonds anbieten, könnte es daran liegen, dass sie diese über kreative Wege anderweitig ihre Gebühren beschaffen. Also kann man hier auch nicht seine Kosten senken.

Der Gesetzgeber hat bei Vermögensverwaltungen schon einige Fortschritte erzielen können. Doch gegen die Kreativität der Institute ist kaum ein Kraut gewachsen. Die Institute finden noch immer genügend Wege, intransparent auf Kosten der Anleger Geld zu verdienen. Ein Musterbeispiel sind dabei die Zertifikate.

Zertifikate sind oft das sprichwörtliche Buch mit sieben Siegeln. Meist ist die Struktur der Zertifikate in hohem Maß intransparent. Damit können natürlich auch die darin enthaltenen Kosten bestens versteckt werden. Und was man nicht sehen kann, muss auch nicht offengelegt werden und fließen deshalb auch in keine Kostenberechnung ein. Wer also Kosten senken möchte, sollte tunlichst die Finger von Anlagen direkt oder indirekt in Zertifikate lassen.

Ein gängiges Geschäft bei einer Vermögensverwaltung ist der Erwerb von Wertpapieren zu einem festen Preis über sogenannte Blockorders. Institute kaufen die Wertpapiere nicht einzeln, sondern fassen diese zusammen und verteilen die erworbenen Papiere dann auf ihre Kunden. Auf diese Weise, dem sogenannten Festpreisgeschäft, ist es kaum nachvollziehbar, welcher Kunde welches Papier zu welchem Preis erworben hat. Da ist deutlich Spielraum für versteckte Kosten.

Dieser Praxis kann man nur auf die Schlicke kommen, wenn man sich die Zeit nimmt und jede einzelne Order überprüft. Heutzutage kann man dank des Internets jeden einzelnen Kurs an jedem einzelnen Tag auch im Nachhinein gegenchecken. Hier kann man sich einen Überblick darüber verschaffen, ob die abgerechneten Kurse den Marktkursen entsprechen oder nicht.

Wer seine Kosten senken möchte, sollte da anfangen und seine Abrechnungen prüfen – zumindest in Stichproben. In der Regel wird dem Institut eine Handelsvollmacht erteilt. Damit überlässt man einem gewinnorientierten Player die Hoheit über das Vermögen. Ist davon auszugehen, dass das Institut kosteneffizient arbeitet und seinen eigenen Ertrag damit mindert?

Selbst ist der Mann, denn von der Politik ist nur begrenzte Hilfe zu erwarten. 1.500 hochbezahlte Lobbyisten beeinflussen die Entscheidungsträger in der Politik, die von diesen Themen meist überhaupt keine Ahnung haben. Die meisten Politiker haben noch nie in der Wirtschaft gearbeitet und sind daher oft gar nicht in der Lage den Widerspruch darin zu erkennen, sich von Lobbyisten bei der Gesetzesfindung beraten zu lassen.

Jährlich werden dreistellige Millionenbeträge von der Finanzwirtschaft für Lobbyarbeit ausgegeben. Damit stellt die Branche sicher, dass sich die Politik immer schön auf Linie befindet. Letztendlich liegt es also an jedem selbst, Missstände im eigenen Portfolio aufzudecken und etwas dagegen zu unternehmen. Der erste Schritt wäre, profitorientierten Gesellschaften nicht blauäugig das eigene Vermögen blind anzuvertrauen.


 

Autor:

Burkhard Matz Gesellschafter

Burkhard Matz

 


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