Antizyklisch kaufen und verkaufen ist der Traum eines jeden bewussten Anlegers. Was in der Theorie so einfach klingt, erweist sich in der Praxis als sehr schwierig. Für das perfekte Timing wären übersinnliche Fähigkeiten von Nutzen, denn man müsste den Markt treffsicher voraussagen können. Das ist aber leider nicht möglich.
„Wenn Sie vor 10 Jahren in die Aktien von A, B und C investiert hätten, dann wären Sie heute Millionär.“ So in Etwa klingen die Aussagen, die man immer wieder in Werbeclips hören kann. Wenn, dann – ja – hätte, hätte… Solche Aussagen sind beim zweiten Hinsehen nichts wert, denn hinterher sind alle immer viel schlauer. Mit solcherlei Aussagen wird eine Vision verkauft: „Wir wussten damals Bescheid und wenn Du unser Angebot heute annimmst, wirst Du zu den Gewinnern zählen.“ Und viele fallen leider darauf herein.
Wer kann heute sagen, wann welche Aktien sich zu einem Überflieger entwickeln? Wer kann wissen, wann es losgeht? Und wer weiß, wann der perfekte Zeitpunkt für den Verkauf gekommen ist? Keiner der Analysten kann das. Erstens gibt es auf der Welt viel zu viele Aktien, die man unmöglich alle im Blick haben kann, geschweige das perfekte Timing für Käufe und Verkäufe vorherzusagen. Es ist und bleibt reine Spekulation.
Suche nicht die Nadel im Heuhaufen, sondern kaufe den Heuhaufen
Die Frage nach dem Zeitpunkt für Ein- oder Ausstieg lässt sich nicht beantworten. Die Vision, zum Tiefpunkt ein- und zum Höhepunkt aus den Märkten auszusteigen, wird vom Scheitern derjenigen begleitet, die genau das versuchen. Sicherlich ist es machbar, bestimmte langfristige Entwicklungen bei vielen Unternehmen vorherzusehen, doch solche Langfristprognosen sind etwas völlig anderes als die Suche nach dem besten Ein- und Ausstieg.
Darüber hinaus beeinflussen auch andere Dinge die Aktienkurse. Da wäre beispielsweise der Hochfrequenzhandel. Maschinen entscheiden in Nanosekunden über Käufe und Verkäufe und bewegen in kürzester Zeit große Volumina. Und dann ist da natürlich noch die Asset-Inflation bei den Aktien, die durch die uferlose Schwemme der Märkte mit Liquidität verursacht wird. Wie sich die Indizes angesichts dieser Einflüsse in einigen Wochen entwickeln. Jedwede Prognose ist hier sinnlos, antizyklisch kaufen und verkaufen, kaum möglich.
Wer alle Chancen der Aktienmärkte nutzen möchte, sollte sich in allen Märkten engagieren. Wer den gesamten Markt kauft, ist automatisch mit dabei, wenn einige Überflieger abgehen. Eine langfristige Value-Strategie und die Beimischung von Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen, die in der Regel das größte Wachstum noch vor sich haben, ist hier vielversprechender als die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Wer den Heuhaufen kauft, sich nicht um das Timing schert und auf die Kosten achtet, legt langfristig erfolgreicher an.
Wer antizyklisch kaufen und verkaufen will, könnte den Anschluss verpassen
Selbst, wenn Anleger glauben, einen idealen Ausstiegszeitpunkt aus den Aktienmärkten gefunden zu haben, müssen sie mit ihrem Vermögen etwas Werterhaltendes anstellen. Geld auf Konten wird der Inflation zum Fraß vorgeworfen. Das Risiko des „Nichtstuns“ ist in Zeiten hoher Inflation und Verwahrentgelten seitens der Banken und Sparkassen viel zu groß.
Wer außerdem aus den Aktienmärkten komplett aussteigt und dann den rechtzeitigen Wiedereinstieg verpasst, verzichtet unfreiwillig auf die Gewinne, die gerade zu Beginn von Erholungsphasen besonders hoch ausfallen. Wer also keine guten Börsentage verpassen möchte, sollte einfach investiert bleiben. Auf lange Sicht gibt es ohnehin keine Alternativen zum Aktienmarkt.
Wer aussteigt hat noch ein zweites Problem. Der Wiedereinstieg ist ein Kostenfaktor. Diese Kosten müssen sich dann durch Wertentwicklung erst einmal amortisieren. Abgesehen davon, kostet jeder Tag, an dem man nicht investiert ist, Nerven, denn man weiß nie, wann der Zeitpunkt für den Wiedereinstieg gekommen ist. Wenn der aufgrund fehlender Kristallkugel verpasst wird, ist es dann doppelt bitter.
Aktien sind angesichts der Nullzinsen und trotz des Kursanstiegs seit der Coronakrise nicht teurer als vor dreißig Jahren, denn die Inflation wird eingepreist. Insofern ist die beste Entscheidung, einfach die Finger vom Depot zu lassen und investiert zu bleiben. Tagtäglich scheitern sogenannte Experten damit, sich schlauer anzustellen als der Markt. Sein Sie schlauer, vertrauen Sie dem Markt, bleiben Sie investiert.
Vertrauen Sie der Kapitalmarktforschung und deren Ergebnissen, welche wir konsequent für unsere Mandanten berücksichtigen und in deren Strategien implementieren.
Autor:
Matthias Krapp
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